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Stellungnahme zu den „Neuen Steward-Richtlinien zu Abreite-Techniken“ der FEI

Wir unterstützen die Forderung, aggressives Reiten zu verhindern, indem insbesondere Stewards eingesetzt werden, die sich in der Sache durchzusetzen wissen und keine Rücksicht auf prominente Namen nehmen.
Es ist für uns aber nicht akzeptabel, dass ein Pferd 10 Minuten lang mit einer durch Handeinwirkung erzwungenen, tiefen und engen Halsposition geritten werden darf. Es widerspricht allen Regeln der Trainingslehre und Biomechanik, ein Pferd überhaupt längere Zeit in einer bestimmten Haltung zu reiten. Vielmehr ist ein häufiger Wechsel der Haltung, der Wechsel zwischen Dehnung und vermehrter Aufrichtung, zwischen Anspannen und Abspannen wertvoll und wichtig; dies hat nicht nur in physiologischer sondern auch in mentaler Hinsicht eine entscheidende Bedeutung für den Aufbau optimaler Leistungsfähigkeit und -bereitschaft sowie für das Wohlbefinden („welfare“) des Pferdes.
Eine durch die Hand erzwungene Halsposition, auch wenn sie nicht durch aggressive Einwirkungen zustande kommt, verhindert ein An- und Abspannen des gesamten Rumpfstreckersystems, somit ein losgelassenes Schwingen im Rücken. Mental gesehen geht es hier nur um Subordination. Allerdings kann der geschickte Reiter diese ohne sichtbar aggressive Hilfen abrufen/erzwingen, wenn er das Pferd zu Hause entsprechend konditioniert hat.
Aggressives Reiten zu verdammen reicht nicht, weil der Steward dann nur äußerlich sichtbare, sprich aktiv grobe Einwirkungen wird sanktionieren wollen und können, nicht aber die für das Pferd genauso stressenden verdeckten.
Diese Guidelines sind so formuliert, dass kaum ein Steward es wagen wird, einen Reiter zu ermahnen, geschweige denn ihn zu pferdefreundlicherem Reiten zu zwingen. Dass die angekündigten Graphiken da etwas helfen, wagen wir zu bezweifeln. Insgesamt darf man bezweifeln, dass diese Beschlüsse einen Fortschritt brächten, weil eigentlich durch diese Umbenennung nur die inzwischen negativ besetzte Bezeichnung Rollkur ausgetauscht, nicht aber die Handhabung verändert wird. Dieselbe Art des zwanghaften Reitens wird dadurch sogar legitimiert.
Wir wünschen uns Pferde, die auch in der Prüfung eine natürliche losgelassene Selbsthaltung zeigen, wie es die Regeln der nationalen und internationalen Federationen verlangen. Das erfordert für ihre Ausbildung, erst recht auch für das Abreiten eine dem Reglement entsprechende Reitweise und Reitmethode, die den Respekt gegenüber dem Pferd erkennen lässt.



Rosendahl, 5. Mai 2010



Der XENOPHON-Vorstand
Der XENOPHON-Aufsichtsrat