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Stellungnahme von Dr. Gerd Heuschmann zum FEI-Beschluss zur Thematik "Rollkur/Hyperflexion" in Lausanne

„Jede Position von Pferdekopf und –Nacken, die durch gewaltvolle Einwirkung erreicht wird, ist nicht akzeptabel“, so das FEI-Statement zur „Rollkur-Tagung“ am 9. Februar in Lausanne.


Dr. Gerd Heuschmann war als Teilnehmer vor Ort. Sein Eindruck und seine Bewertung:
Ich bin ohne große Hoffnungen nach Lausanne gefahren. Ehrlich gesagt, wäre ich am liebsten zu Hause geblieben. Ein Blick auf die Gästeliste der FEI-Webside ließ keine großen Hoffnungen zu. Es war nicht zu erwarten, dass sich viel verändern würde. Aber die vielen Zusprüche im Vorfeld, das rege Interesse der Medien und die 41.000 Unterschriften auf den Petitionslisten gegen die Rollkur haben mich dann doch bewegt. Ich muss wirklich sagen, dieser Rückenwind hat mich nach Lausanne getragen. Und das war gut so! Meine Befürchtungen trafen nicht ein. Ich hatte mich getäuscht.
Diese Veranstaltung war keine Alibiveranstaltung! Sie war gut vorbereitet, sehr strukturiert und es war deutlich spürbar, dass allen Teilnehmern bewusst war: Es muss etwas passieren! So waren Roly Owers, Tony Tyler (von der World Horse Welfare) und ich keines Wegs „Alibiteilnehmer“. Es war vielmehr so, dass wir stellvertretend für die breite öffentliche Meinung standen. Richard Johnson, FEI Communications Director äußerte es laut und unmissverständlich: „Die Menschen lehnen Rollkur strikt ab. Wir dürfen sie deshalb nicht länger dulden!“ Der öffentliche Druck, der auf dieser Tagung lastete war deutlich spürbar: „Wir brauchen Ergebnisse, die etwas zum Wohle der Pferde ändern!“
Im Laufe der Veranstaltung bildeten sich drei Begriffe heraus: Rollkur, Hyperflexion und LDR (Low, Deep und Round). Rollkur und Hyperflexion wurden klar und deutlich aus tierschutzrelevanter Sicht abgelehnt, da sie mit Gewalt erzeugt werden. LDR wird hingegen aus TIERSCHUTZ Sicht geduldet. Ich betone hier noch einmal: aus tierschutz Sicht. Es geht an dieser Stelle nicht darum, ob LDR einer klassischen Ausbildungsmethode entspricht. Das tut sie nicht! Das ist und bleibt meine Meinung! Aber wenn ein Pferd ohne Zwang und Gewalt die Nase hinter der Senkrechten hat, so ist dies kein Fall für den Tierschutz. Ich würde nie ein Pferd so ausbilden wollen. Die Nase gehört nach vorn. Trotzdem halte ich den in Lausanne getroffenen Beschluss für einen großen Schritt in die richtige Richtung! Jede aggressive Form der Beizäumung wird abgelehnt! Das ist mehr als ich in meinen kühnsten Träumen von einer Tagung der FEI erwartet hätte.
Auf diesem Beschluss dürfen wir uns selbstverständlich nicht ausruhen. Wir müssen darauf achten, dass der Interpretationsspielraum, den diesem Beschluss enthält zum Wohle der Pferde genutzt wird. Aber auch der FEI ist bewusst, dass es mit Beschlüssen allein nicht getan ist. In allen Ausschüssen der verschiedenen Reitdisziplinen wird an konkreten Handreichungen für die Verantwortlichen am Rande der Abreitplätze gearbeitet. Auch eine Videoüberwachung der Abreiteplätze ist angedacht. Selbstverständlich braucht die Umsetzung Zeit. In dieser Zeit werden wir nicht untätig abwarten, sondern weiter kritisch und konstruktiv für das Wohl der Pferde eintreten. Jedem gewalttätigen Reiter können wir nun die rote Karte mit folgender Aufschrift zeigen: „Jede Position von Pferdekopf und –Nacken, die durch gewaltvolle Einwirkung erreicht wird, ist nicht akzeptabel. Unterschrift: FEI“.


Ich möchte an dieser Stelle mich noch einmal bedanken. Danke an HRH Princess Haya, die die Sitzung wirklich gut strukturiert geleitet und vorbereitet hat und sich klar bekannt hat: „Wir dulden keine aggressive Reiterei mehr!“


Dank an:


Alle Teilnehmer der Konferenz, die sich konstruktiv zum Wohle der Pferde engagiert haben.
Alle Vertreter der Medien, die klar und deutlich Stellung bezogen haben.
Alle, die die Unterschriftenaktionen unterstützt haben.
Alle, die mich im Vorfeld motiviert und unterstützt haben.


Der erste große Schritt ist getan.


Gerd Heuschmann